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Sonntag, 3. Mai 2015

Die letzten Tage: Tiruvannamalai und Mamallapuram

Nachdem unser letzter Programmpunkt bei der PMD ( Bäume pflanzen ) leider ins Wasser fiel, machten wir uns schon einige Stunden früher nach Tiruvannamalai auf. Für die Fahrt stellte uns Herr Aroukiasamy freundlicherweise den Bus zur Verfügung, der uns zuvor zu den einzelnen Projekten der PMD gebracht hatte. Auf diese Weise erreichten wir bequem und schnell schon mittags unser Ziel.
Im Hotel angekommen hatten wir noch einige Stunden Freizeit bevor wir nachmittags alle zusammen die Tempelanlage besichtigten. In dieser Zeit fanden wir ein Restaurant, das viele von uns als kulinarisches Highlight unsere Reise bezeichnen, und das wir während unseres Aufenthalts in Tiruvannamalai noch mehrere Male besuchten.
Nachdem wir uns ausreichend gestärkt hatten, besuchten wir alle zusammen den Tempel, der in seiner Größe alle bisher besichtigten Tempel überstieg. Der sogenannte Arunachaleswara-Tempel, der dem Gott Shiva geweiht ist, erstreckt sich über eine Fläche von ca. zehn Hektar und war somit der Größte auf unserer Reiseroute.
Er besteht aus drei Innenhöfen, in deren Innerstem sich das Heiligtum befindet. Jeden der Höfe betraten wir durch einen beeindruckend verzierten Torturm. Der innere Hof entstand im 11. Jahrhundert, während die beiden äußeren Trennmauern, die die äußeren Höfe voneinander abgrenzen, in den darauffolgenden Jahrhunderten erbaut wurden. Durch seine Größe wirkt die Tempelanlage eine große Anziehung sowohl auf hinduistische Pilger als auch auf ausländische Touristen aus, sodass der Tempel gleichzeitig auch der Meistbesuchte auf unserer Reise war, und wir im Inneren auf Menschenmassen stießen.
Abends nach unserem Tempelbesuch hatte Tiruvannamalai uns noch etwas in Indien ganz besonderes zu bieten: Regen !
Am nächsten Vormittag nahmen wir den Arunachala, einen ca. 980 Meter hohen Berg, nach dem der Tempel von Tiruvannamalai benannt ist, in Angriff. Das erwies sich aufgrund der Hitze als sehr anstrengend. Allerdings wurden wir nach wenigen Kilometern mit einem traumhaften Ausblick auf die Stadt und die Tempelanlage entlohnt, weshalb eine längere Rast auf dem Aussichtsffelsen unsere Wanderung unterbrach. Nach dieser längeren Pause teilte sich die Gruppe und ein harter Kern ( bestehend aus sieben Leuten ) führte den Aufstieg fort. Dabei wurden wir unfreiwillig von zwei aufgesetzt freundlichen Indern begleitet, die nicht von ihrem Plan, uns auf unserem Weg zu führen, abzubringen waren. An diesem Weg fanden wir kleinere Tempel in denen man durch Meditation zur Ruhe kommen konnte, und die auch ohne Meditation eine angenehme Stille ausstrahlten.
Der anfangs gut begehbare Pfad verwandelte sich schnell in einen Klettersteig, was uns den Weg zusätzlich zur Hitze erschwerte. Nach ca. 1,5 Stunden Klettertour führten uns unsere Führer in eine kleine Höhle. Hier hatte schon der berühmte Guru Ramana Maharshi meditiert, von dem wir unten in der Stadt schon viele Fotos gesehen hatten. Wir beschlossen, es an diesem Ort auch einmal zu versuchen.
Unsere Führer gaben uns Meditationssteine vom Gipfel des Berges, und sprachen uns ein Mantra zur Ehrung des Gottes Shiva vor, das wir während wir mit den Steinen in der Hand in der Höhle saßen, nachsprechen mussten. Desweiteren belehrten sie uns, dass alles an diesem heiligen Berg Shiva sei.
Auch wenn es dabei niemandem von uns gelang, seine innerer Ruhe zu finden, so war es doch eine interessante Erfahrung und eine direkte Begegnung mit der indischen Kultur in ihrer ursprünglichen Form abseits des Massentourismus.
Es folgte der wesentlich leichtere Abstieg und, als wir wieder unten angekommen waren, eine Diskussion mit unseren Führern über deren Entlohnung.
Nachmittags hatten wir wieder Freizeit, die einige von uns nutzten um den Ramana Ashram ( ebenfalls benannt nach Guru Ramana Maharshi ) am Fuß des Berges zu besichtigen. Dieser besteht aus mehreren großen Meditationshallen und einigen Grünflächen, auf denen wir neben den längst zur Gewohnheit gewordenen Affen auch Pfauen beobachten konnten. Aus der Konzeption des Ashrams resultierte eine angenehme Stille, in der man sehr gut anderen beim Meditieren zusehen konnte. Wir sahen dabei nicht nur Hindus sondern auch augenscheinlich nicht aus Indien stammende Menschen, die sich in der Kunst der Meditation versuchten. Tiefenenspannt durch den Ashram schliefen wir in dieser Nacht besonders gut.
Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Mamallapuram und wir genossen unsere allerletzte indische Busfahrt, die es noch einmal in sich hatte: Wir mussten auf der Autobahn aussteigen und in einen anderen Bus umsteigen, was sich unter 15 Kilogramm Rucksack gar nicht so leicht bewerkstelligen ließ.
Trotzdem waren wir in Mamallapuram alle ein wenig traurig als unsere letzte Fahrt in diesem holprigen Verkehrsmittel vorbei war, in dem wir so viele spannende Sachen erlebt und so interessante Menschen kennengelernt hatten.
Im Hotel angekommen bummelten wir zunächst ein bisschen durch die Straßen Mamallapurams und machten uns mit den zahlreichen Händlern vor Ort bekannt. Außerdem war Zeit für einen kleinen Spaziergang am Strand, nach dem wir beschlossen, hier aus Gründen der Hygiene nicht unbedingt schwimmen gehen zu müssen.
Abends gingen wir alle zusammen zum Tempel und erhielten von Herr Anton eine kurze Einführung in indische Steinmetzkunst. Diese entwickelte sich hier im sechsten Jahrhundert und verbreitete sich von Mamallapuram aus über ganz Indien und Südostasien.
Noch heute kommen die meisten der diesem Stil entsprechenden Skulpturen aus der Region um Mamallapuram und auch wir konnten in den Straßen Steinmetze in Aktion sehen.
Den zweiten Tag in Mamallapuram und damit den letzten unserer Reise nutzten wir hauptsächlich um in den vielen kleinen Geschäften unsere letzten Rupien loszuwerden. Wir tranken unseren letzten Chai, aßen unsere letzte indische Banane und ließen uns zum letzten Mal von den Straßenhändlern über den Tisch ziehen. ( auch wenn wir im Laufe der Reise natürlich viel besser im Handeln geworden waren )
Abends schlossen wir den Tag noch einmal mit einem gemeinsamen Abendessen mit der ganzen Reisegruppe in einem Strandlokal ab, und gingen früh schlafen, um am nächsten Morgen um 5:30 im Taxi zum Flughafen sitzen zu können.
Darauf folgte ein mehr oder weniger bequemer aber sehr langer Flug und eine Zugfahrt in Deutschland, sodass wir Trier gegen 0:00 erreichten.
Wir sind alle wieder gut angekommen, auch wenn wir gerne noch ein wenig in Indien geblieben wären. Diese Reise mit all ihren Eindrücken und Begegnungen wird wohl jedem von uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Danke fürs Lesen an alle die uns auf unserer Reise hier gefolgt sind,
Eure Indienreisegruppe

Freitag, 17. April 2015



Fortsetzung :

Wo waren wir stehen geblieben? Die Geburtshilfestation!
Am Mittag des zweiten Tages besuchten wir die Geburtshilfestation. Zu unserer Freude waren auch drei deutsche Hebammen von Pirappu zu Besuch in Indien.
Sie führten uns durch die Geburtshilfestation und erklärten uns sehr nett und ausführlich, wie die einzelnen Räume genutzt werden und die Umstände unter denen Frauen normalerweise in Indien gebären.
In einer Fragerunde mit dem Sohn von Herr Arokiasamy, Anbara Su , erfuhren wir dann viel über die Rolle der Frau und sexuelle Aufklärung in Indien. Außerdem erläuterte er uns die Notwendigkeit der Arbeit der PMD in diesem Bereich.
Beispielsweise preferieren werdende Eltern in Indien einen Jungen, da sie bei der Heirat keine Mitgift bezahlen müssen und die spätere Familie bei ihnen wohnen wird. So ist die Geschlechterverteilung nicht mehr ausgeglichen. Damit es nicht zu übermäßig vielen Abtreibungen bei Mädchen kommt, wurde in Indien 1994 ein Gesetz erlassen nachdem man das Geschlecht des Kindes nicht mehr vor der Geburt erfahren darf. Oft wird diese Information jedoch illegal weitergegeben und es kommt doch zu vielen Abtreibungen, die für einen Männerüberschuss in der Gesellschaft führen. Durch Aufklärungskurse versucht die PMD dieses Problem den Indern näher zu bringen. Der Hauptfokus der Aufklärungsarbeit liegt aber auf Verhütung. Vielen Inderinnen ist nicht bewusst, wie sie eine Schwangerschaft vorbeugen können oder sich vor Geschlechtskrankheiten schützen.
Voll informiert fuhren wir weiter zur nächsten Schule, die keine Toiletten besaß. Was das für ein dringliches Problem werden kann erfuhren wir bald am eigenen Leibe. Ein paar von uns durften deswegen bei einer sehr netten Lehrerin, die in der Nachbarschaft wohnte, die Toilette benutzen. Das ist natürlich nicht für die Kinder der Schule möglich, die ins Feld gehen müssen. Dass in wirklich jeder Schule, die wir besuchten, so ein großes Toilettenproblem vorhanden ist, hat uns erschreckt und uns nochmal vor Augen geführt wie wichtig die Arbeit des AVGs am Welttoilettentag ist.
Während die Gruppe nun zur PMD zurück kehrte, fuhren Frau Kaufmann und Teresa zum Arzt nach Villapuram, da Teresa an Ohrenschmerzen litt. Dort erwarteten sie eine Krankenschwester der Geburtshilfestation und ihr Ehemann, dessen Namen ihnen ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Sein Name war nämlich Joseph Stalin. Nach diesem unterhaltsamen Arztbesuch trafen sich alle wieder an der PMD, um schlafen zu gehen.
Am nächsten Morgen besuchten wir als erstes ein von der PMD gebautes Dorf für die Inder_innen, die 2004 bei einem Tsunami ihre Obdach verloren hatten. Das Dorf war im Vergleich zu anderen besuchten Dörfern solider gebaut und luxeriöser. Was in diesem Kontext luxeriös bedeutet ist für uns jedoch immer noch absolut unvorstellbar. Hier leben durchschnittlich vierköpfige Familien in zwei kleinen Räumen ohne Bett oder Schrank, aber mit Toilette. In anderen Dörfern leben zum Teil fünfköpfige Familien in einer einräumigen, kleinen Lehmhütte ohne Toilette.
Eine besonders interessante Begegnung hatten wir hier mit einer Frau, die eigentlich in Bangalore lebt und nur in ihr Elternhaus gekommen ist, um ihr Kind dort zu gebären. Dort wird sie allerdings im Gegensatz zu ihrem Kind nicht bleiben. Während sie nach Bangalore zurück kehren wird, um dort zu arbeiten wird ihre Schwester sich 2 Jahre um ihr Kind kümmern, bis dieses in den Kindergarten gehen kann. Diese Art von Emanzipation war für uns einerseits progressiv und beeindruckend, doch fanden wir es auch bedrückend zu sehen, dass eine Frau sich in der frühen Kindheit von ihrem Kind trennen muss, wenn sie arbeiten gehen will. Wir bewundern ihre Stärke trotzdem arbeiten zu wollen und Kinder zu bekommen.

Zurück bei der PMD hatten wir die Gelegenheit einige Drop-Outs und einen Stipendiaten zu treffen. Aufgrund einiger Sprachbarrieren gelang uns es nicht vollständig die Ansichten und Meinungen der Jugendlichen zu begreifen, aber wir hatten alle eine Menge Spaß.
Danach erwartete uns eine fantastische Show - atemberaubende Trommel-, Rassel und Stocktänze, sowie typisch indischer Gesang versüßten uns den letzten Abend bei der PMD. Besonders beeindruckt hat uns ein bestimmter traditioneller Tanz, bei dem die Tänzerinnen eine Art Topf auf dem Kopf balancierten und gleichzeitig schwungvoll tanzten.
Nach dieser Show gab es dann noch ein wenig Musik zu der nun auch wir tanzten, und eine von uns hatte sogar die Möglichkeit ein indisches Blasinstrument auszuprobieren.
Um den Abend ausklingen zu lassen gab es ein großes Essen für alle, die die Show angesehen haben, bei dem wir ein längeres Gespräch mit ein paar Indern hatten. Diese haben uns vom Wandel der indischen Gesellschaft, dem Kastensytem und Geschlechterverhältnissen erzählt. Dabei hat uns besonders eine Geschichte berührt: Ein Inder, der Christ und Dalit ist, also aus der unteresten Kaste, hat sich in eine hinduistische Frau verliebt, die einer hoheren Kaste angehört. 3 Jahre lang mussten sie vor ihren Eltern kämpfen, damit ihre Liebe akzeptiert wird. Und dieses Jahr ist es soweit, dass sie heiraten dürfen.
An diesem Beispiel sieht man, dass die indische Gesellschaft sich tatsächlich im Wandel befindet.

Bevor wir am nächsten Tag abreisen sollten, was eigentlich etwas spannendes geplant. Wir sollten einem Dorf helfen, Bäume zu pflanzen. Das wiederum sollte von einem Fernsehteam aufgenommen werden, um Werbung für ähnliche Projekte zu machen.
Doch dann kam es anders. Die Polizei verhinderte unsere Teilnahme an dem Projekt, aus Angst, wir könnten eine Protestaktion starten. Diese Angst ist wegen einiger Proteste westlicher Menschen gegen ein Atomkraftwerk in letzter Zeit gewachsen.
Eher enttäuscht aber trotzdem erwartungsvoll machten wir uns also nun direkt am Morgen auf den Weg nach Thiruvannamalai.

Fazit: Die PMD als Organisation hat uns sehr beeindruckt. Dass die Menschen die dort arbeiten selbst Dalits sind und somit die indische Gesellschaft verstehen ist für uns der Grundstein für das Prinzip der Hilfe zu Selbsthilfe und wir hoffen sehr, dass unsere Schule dies weiterhin unterstützen wird. Wir haben gesehen, dass es noch sehr viel zu tun gibt, und die Arbeit längst nicht vollendet ist, doch die PMD hat uns neue Hoffnung gegeben.

Liebe Grüße
Eure Indienreisegruppe

Montag, 13. April 2015



Geburtshilfestation

Hallo liebe Indienfans,

am 08.04.2015, dem 22. Tag unserer Reise, erreichten wir nach einer fast zweitaegigen, strapazioesen Zugfahrt endlich unser groszes Ziel die PMD. Herr Arokiasamy, der Leiter der PMD, empfing uns herzlich und sorgte dafuer, dass unsere leeren Maegen mit Kartoffeln, Chips, Chapathi und Masala Dosa gefuellt wurden. Anschlieszend versuchten wir Fee's Geburtstag nach indischer Zeit zu zelebrieren, da dieser bei uns jedoch erst gegen halb 4 Uhr nachts gewesen waere, fielen unsere Aeuglein schon lange vorher zu.
Am naechsten Morgen wurde es dann interessant. Eine Einfuehrung in die Philosophie der PMD verdeutlichte uns, wie und was diese Organisation bewirken moechte. Damit ihr euch vorstellen koennt was uns daran so beeindruckt hat, werden wir euch diese im folgenden naeher erlaeutern.

Die drei wichtigsten Bereiche, in denen die PMD die Lebensumstaende der Menschen verbessern moechte sind Landwirtschaft, Frauenrechte und Bildung. Sie ist davon ueberzeugt, dass alle Probleme in der indischen Gesellschaft ihre Ursache in Hass, religioesem Fanatismus, dem Kastensystem und daraus resultierender Diskriminierung haben. Als Loesung wird die Aufhebung von sozialen Unterschieden angestrebt. So spielt z.B. Religion oder das Kastensystem keine Rolle fuer die Beteiligung einer Person in den PMD-Projekten. Die Menschen sollen dadurch lernen zusammen zu arbeiten und gemeinsam den Lebensstandart zu verbessern. Der Weg dorthin ist die Bildung.
So sollen mehr Schulen gebaut werden und in diesen die Qualitaet der Bildung verbessert werden. Doch auch die Bilding der Erwachsenen kommt nicht zu kurz. Zum Beispiel werden Workshops fuer Frauen angeboten, in denen sie ueber Hygiene, gesunde Ernaehrung und Sexualitaet aufgeklaert werden. Genauso gibt es Workshops fuer die erwachsene Bevoelkerung, die kritisch ueber alte Traditionen nachdenken soll. Zum Bespiel das Akzeptieren von neuen Toiletten, anstatt aufs Feld zu gehen.
So soll die Gesellschaft langsam und nachhaltig veraendert werden.Getreu dem Mott der PMD "the way to be happy is to make others happy"sollen die Inder_innen also lernen einander zu unterstuetzen, egal welche Herkunft sie haben.
Die PMD teilt dafuer eine Region von 150 Doerfern in verschiedene Selbsthilfegruppen ein. Viele der Bewohner_innen dieser Doerfer sind in einer solchen Selbsthilfegruppe aktiv. Je eine Gruppe arbeitet gemeinsam an einem Projekt.

Wir besuchten zum Beispiel direkt am ersten Tag eine Selbsthilfegruppe, die sich auf den Maisanbau konzentriert und eine, die sich mit Toepferei beschaeftigt. Schon hier wurde uns bewusst, dass das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe funktioniert, da bei den Projekten lediglich gute Kredite mit den Banken ausgehandelt wurden, um die Voraussetzung fuer ein Startkapital zu gewaehrleisten.
Anschlieszend besuchten wir eine staatliche Grundschule im Nachbarort. Zum ersten Mal sahen wir eine Schule mit zugehoerigem Wassertank, die vom AVG finanziert wurde und waren stolz zu erkennen wie unsere Projekte in der Realitaet umgesetzt wurden. Als wir die Schule betraten wurden wir sofort von ca. 20 Schulkindern mit einem Geburtstagsstaendchen fuer Fee ueberrascht, auf das viele Taenze und Gesang folgten. Wie immer wurden kraeftig Haende geschuettelt und zu unserer Belustigung erhielten wir alle, nicht nur Fee, massen von Geburtstagsglueckwuenschen und Gratulationen. Bevor wir zu unserem naechsten Ziel aufbrachen, durften wir die alltaegliche Essensausgabe beobachten. Als das Essen jedoch nicht fuer alle Kinder reichte, waren wir zunaechst schockiert, da wir annahmen, dass jeden Tag einige Kinder den Schultag ohne Essen ueberstehen muessen. Hr Arokiasamy erklaerte uns dann aber, dass viele Kinder, die im Dorf wohnen normalerweise Zuhause aessen, aber wegen unseres Besuches in der Schule bleiben wollten.
Beruhigt fuhren wir mit unserem coolen, bunten Partybus zur naechsten Schule. Hier wurden nicht nur das Gebaeude vom AVG finanziert, sondern auch die Tische und Stuehle in den Klassenraeumen. Aehnlich wie in Cowdalli wurden wir mit Trommeln und einem Marsch durch die Mege willkommen geheissen. Wieder waren wir unangenehm beruehrt, da dieser royale Einzug uns das Gefuehl gab als etwas bessere gesehen zu werden, was wir natuerlich nicht sind. Wieder mussten wir uns in Gedanken rufen, dass das ausschliesslich mit der indischen Gastfreundschaft zu tun hat, die uns aufgrund ihrer Bedingungslosigkeit fremd erscheint. Nachdem wir auch hier ein Kultrurprogramm und Geburtstagslied genossen hatten, wurden wir mit einigen Problemen dieser Schule konfrontiert. So muessen die Schueler_innen der High School durch Schulgebuehren die Lehrer_innen selbst finanzieren, da diese Schule eine christliche ist und somit aufgrund ihrer Religionszugehoerigkeit vom Staat nicht gleichwertig unterstuetzt wird. Diese von der Regierung ausgehende, eigentlich illegale Diskriminierung von Christen hat uns schockiert, zumal uns die Diskriminierung von Christen in Deutschland fremd ist. Die Sinnlosigkeit dessen wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass die Schule genauso von Hindus und Moslems besucht wird. Da die Regierung eng mit dem Hinduismus verknuepft ist, wollen sie zuerst deren Bildung unterstuetzen.
Ein weiteres Problem dieser Schule ist, dass die Regierung ein neues Gesetz erlassen hat, nachdem alle Maedchen- und Jungentoiletten ein Dach haben und in verschieden Gebaeuden sein muessen. Wenn die Schule deren Finanzierung nicht gewaehrleisten kann muss sie schliessen.
Im Kontrast zu diesen Problemen besuchten wir danach einen wunderschoenen Tempel auf einem Berg. Dort genossen wir den Sonnenuntergang und den herrlichen Ausblick.
Gluecklicherweise konnten wir all diese gegegnsaetzlichen Emotionen und Gedanken mit der Gruppe abends bei einem Genral Sharing teilen. Nach diesem anstrengenden und interessanten Tag konnten wir dann Fee's Geburtstag mit einem zuckersuessen Kuchen, den Hr Arokiasamy Fee persoenlich ueberreichte, ausklingen lassen.





Der naechste Tag hielt ebenfalls einige Ueberraschungen fuer uns bereit. Schon am naechsten Morgen hatten wir die groszartige Gelegenheit 2 oertliche Frauenselbsthilfegruppen kennen zu lernen. Die erste Gruppe lebt vom Gemuesenbau, den sie selbstversorgend nutzen und die uebrigen Gueter zur Refinanzierung ihres Projektes verwenden.Das selbstbewusste und emanzipierte Verhalten der Frauen imponierte uns sehr. Man merkte ihnen deutlich an wie stolz sie auf ihre Arbeit und ihre Selbststaendigkeit sind.
Dieses Gefuehlt begleitete uns in die zweite Gruppe hinein. Dort zeigten uns die Frauen ihre Buecher, in denen sie Kredite mit denen sie ihre Existenz aufgebaut haben, aufgelistet sind.
Ihre Taetigkeiten waren vielfaeltig, von Suessigkeitenverkauf bis zu Blumenzucht. Mit ihrer Offennheit ermoeglichten sie uns einen Einblick in ihr Privatleben und praegten unsere Wahrnehmung der indischen Frau.
Im Anschluss besuchten wir ein weiteres Projekt der PMD, dass speziell die Frauen unterstuetzen soll- die Geburtshilfestation. Dieses Erlebnis werden wir euch im folgenden Blogeintrag vorstellen.
Fortsetzung folgt...

Eure Indienreisegruppe



Freitag, 10. April 2015

Liebe Indienfans,
nach einer mehr oder weniger anstrengenden Fahrt Richtung Nord-Ost sind wir am Sonntag gegen spaeten Nachmittag in Badami angekommen. Badami ist, ganz anders als Agonda, komplett unberuehrt vom Massentourismus, somit sehr traditionell. Nach dem Strandurlaub war die Ankunft in Badami fuer uns wohl eher ein kleiner Kulturschock. Tiere, die auf der Strasse laufen, sich vom Muell ernaehrend, viel Krach und Gestank. Die Hauptstrasse, an der auch unser Hotel lag, war voller Autos und Motorraedern, die kleinen Laedchen sahen heruntergekommen aus und die Menschen husteten und niesten vom aufgewirbelten Staub. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel  machten wir uns in Richtung der beruehmten Sandsteinfelsen und des Agastya -Tankes, ein See, der sich neben den Felsen erstreckt, auf. Unser Weg dorthin fuehrte uns durch kleine Gassen, in denen wir Indien, wie wir es lieben, wieder fanden. Viele froehliche und lachende Kinder tollten um uns herum und wollten fotografiert werden/ Nette Menschen sassen vor ihren Haeusern und begruessten uns herzlich. Man fuehlte sich direkt willkommen und wohl. Nach einem kurzen Fussweg kamen wir beim Agastya Tank und den Sandsteinfelsen an. Dieser Moment erwies sich fuer uns alle als ganz besonders toll, wie es sich am selbigen Abend bei einer Reflektion innerhalb der Gruppe zeigte. Die Felsen liegen, wie gesagt, an einem See, der mit seiner dunkelgruenen Farbe unheimlich toll mit dem roetlichen Sandstein harmonierte und ein wunderschoenes Bild darstellte. Wir hielten dort kurz inne und fotografierten fleissig, dann packte uns jedoch auch der Hunger und wir suchten das naechste Restaurant auf. Der Rueckweg erwies sich jedoch als nicht ganz so harmonisch, wie der Hinweg. Ploetzlich stand eine besonders aggressive Kuh mit boesem Blick vor uns und fing an, auf uns zu zu galoppieren. Die ganze Gruppe war komplett starr vor Schock  und wir schrien und liefen in alle Himmelsrichtungen. Das Herzklopfen mancher war wahrscheinlich bis nach Neu Dheli zu hoeren. Die Kuehe hier, so heilig sie auch sein moegen, aehneln wohl eher nicht den uns bekannten Milka Kuehen… Der Schrecken sass uns noch so sehr in den Gliedern, dass einige sogar vor einer kleinen suessen Ziegenfamilie wegliefen..
Am naechsten Morgen ging es schon sehr frueh mit dem Bus nach Aiole, einem kleinen Tempelort. Die ueber 125 Tempel dort sind auf Feldern und auf Felsen inner- und ausserhalb des Dorfes verteilt. Die meisten Tempel stammen aus der Zeit zwischen dem 6. Jh. Und dem 8. Jh., sind teils gut erhalten und teils heruntergekommen und mit Gestruepp ueberwuchert. Eine der Tempelgruppen, noerdlich des Dorfes, haben wir besucht. Darunter war beispielsweise der Durga Tempel. Dieser ist der groesste der Tempelgruppe und ist durch seine besondere Form und Architektur erkennbar (ein Foto folgt, sobald wir wieder in Deutschland sind J ). Der Tempel ist bestueckt von Shiva Inkarnationen und geweiht durch den Gott Vishnu. Der Name des Tempels wurde jedoch nicht von den Goettern abgeleitet, sondern von der naheliegenden Festungsmauer, die man auch Durga nennt. Dieser Tempel hat uns allen besonders gut gefallen. Wir fanden es faszinierend von so alten Mauern umgeben zu sein und genossen diese historische Atmosphaere. Zudem wurde uns wieder einmal bewusst, wie weit entwickelt gewisse Hochkulturen damals schon waren, als Europa noch im tiefsten und duesteren Mittelalter gelebt hat. Direkt neben dem  Durga Tempel befand sich ein kleines Museum, in dem Fundstuecke aus der Umgebung ausgestellt und verschiedene Tempelbauarten beschrieben und erklaert wurden. Nachdem wir im Durga Tempel waren, besuchten wir noch drei weitere der Tempelgruppe angehoerigen Heiligtuemer, die auch aus dieser Zeit stammten. Anschliessend warteten wir lange auf den naechsten Bus nach Badami, ruhten waehrenddessen auf Wiesen und spielten Karten. Als der Bus endlich kam, fuhren wir ca. eine Stunde zurueck nach Badami, wo wir zusammen zu Abend assen und total erschoepft von all der Kultur und vor allem der Hitze ins Bett fielen.
Am dritten und letzten Tag in Badami besuchten wir die Hoehlen von Badami, die wir schon am ersten Tag von der Ferne betrachten konnten. Auf dem Weg dorthin sahen wir Frauen, wie sie am Agastya Tank ihre Waesche wuschen und als wir die Stufen hoch zu den Hoehlen errangen, sahen wir die bunten Saris der Frauen ueber die Treppen ausgebreitet, was sehr schoen aussah. Die Hoehlen von Badami waren eindeutig der Hoehepunkt unseres Besuches dort. Sie wurden groesstenteils Ende des 6. Jh. erschaffen und sind voller gut erhaltener Skulpturen in grosser Vielfalt. Alle vier Hoehlen besitzen eine Pfeilerveranda und dahinter erstreckt sich jeweils eine Halle, die man, natuerlich ohne Schuhe, besichtigen konnte. Die Hoehlen sind den Goettern Vishnu und Shiva gewidmet. Die vierte Hoehle ist eine jainistische und wurden erst ca. 100 Jahre spaeter erschaffen. Die Decken und Waende der Hoehlen sind mit wundervollen Steinmeisseleien dekoriert, die an wenigen Stellen sogar noch farbig sind. In einer Hoehle haben wir sogar Hoehlenmalerei endeckt, was auch hoch interessant war. Neben diesen, man kann schon sagen Kunstwerken, wurde uns ein phenomenal schoener Ausblick auf den Agastya Tank, die Sandsteinfelsen und weitere kleine Tempel auf den Felsen geboten. Es war sehr idyllisch dort oben und wir haben alle die Ruhe genossen.
Nachdem wir die Hoehlen von Badami besuchten, gingen einige von uns ins Internet Café, um sich zu Hause zu melden, andere gingen schon zum Hotel, um sich vor der Weiterfahrt noch etwas auszuruhen. Katharina, Louisa und ich ruhten noch etwas auf dem Balkon des Hotels, quatschten heiter und ahnten nichts Schlimmes. Als wir wieder rein gehen wollten, um zu packen, stand auf einmal ein ausgewachsener, bissiger Affe vor uns und fletschte mit seinen Zaehnen. Uns wurde erzaehlt, dass wir uns vor den Affen hueten sollen, da sie gerne mal Dinge klauen und, zwar nur selten, auch mal beissen und kratzen. Da wir drei nicht unbedingt die mustigsten sind, gerieten wir in unglaubliche Panik fingen an zu schreien und wussten uns einfach nicht weiter zu helfen. Waehrend sich die beiden an eine Wand drueckten, rief ich so etwas wie “kusch kusch” in der Hoffnung, dass das Monster so vielleicht fliehen wuerde. Aber nichts da. Es kam noch viel schlimmer: Zwei andere riesengrosse Affen kamen auf uns zu gesprungen und fletschten ebenfalls mit ihren Zaehnen. Wir hatten Todesangst. Nachdem wir weiter verzweifelt “help, help” schrien, kamen zum Glueck ein paar Inder hoch zu uns und verjagten die Affen mit Stoecken. Wir wussten nicht, ob wir weinen oder lachen sollten, da diese Situation einfach viel zu abstruss war..noch Stunden nach diesem Vorfall waren wir ganz zittrig.
Am Nachmittag ging es dann zum Glueck weiter. Wir werden Badami- das Tempel- und Tierparadies- wahrscheinlich nicht so schnell wieder vergessen.


Montag, 6. April 2015

Gewuerzparadies Kumily und Strandparty in Agonda

Hallo liebe Indienfans,

Nach einer sehr anstrengenden Nacht am Bahnhof von Nagarcoil (Suedspitze Indiens), der anschliessenden Zugfahrt und der kurvenreichen Busfahrt mit so manchen gesundheitlichen Auswirkungen (Uebelkeiten), waren wir alle froh, als wir endlich in den Bergen von Kumily ankamen. Bei etwas kuehleren Temperaturen konnten wir uns von unserem kuerzlich erworbenen Sonnenbrand erholen. Am Busbahnhof wurden wir freundlich von einem jungen Inder begruesst und zu unserem "Rainbow Hotel" begleitet. Der Name traf im wahrsten Sinne des Wortes auf unsere Unterkunft fuer die naechsten beiden Naechte zu. Inmitten der gruenen Landschaft stand das bunt gestaltete Haus, welches uns alle sehr an Pippi Langstrumpfs Villa Kunterbunt erinnerte. Es passte sehr gut zum Rest des Dorfes, den lautstark beschallten Strassen (ueberall hingen Lautsprecher und die Dorfbewohner feierten ein hinduistisches Fest), den bunten Kleidern an den Waescheleinen und den freundlichen Menschen, welche fuer eine heimische Atmosphaere sorgten. Unser erster Eindruck war sehr positiv, wir fuehlten uns wohl und lernten nach den vielen grossen Staedten eine neue, aber typische Seite des Landes kennen.
Am naechsten Tag begann in aller Fruehe unser Programm. Nachdem wir den Weg hin zum Nationalpark ueberstanden haben, alle Affen beruhigten und unser Essen doch ueberwiegend alleine geniessen durften, begann unser strammer Spaziergang durch die Natur. Hier war unsere gute Beobachtungsgabe gefragt und eine unserer drei Gruppen hatte das Glueck, einen wilden Elefanten sehen zu koennen.
Am Nachmittag stand die Spice-Garden-Tour an. Nachdem wir ein paar Informationen erhielten, konnten wir uns quer durch den Garten "futtern". Einige Mutige unter uns haben sogar Chilli probiert und unser Guide schleppte sofort ein paar mysterioese Blaetter als Gegenmittel zum Stillen der Schaerfe an.
Am Ende des Tages hatten wir die Moeglichkeit einen Elefanten zu reiten. Einige unserer Gruppe nahmen das Angebot an und waren begeistert: "Es ist wie das Reiten auf einem Pferd, nur 100 mal hoeher, wackliger und cooler.". Alles in allem verbrachten wir einen wunderschoenen Tag in den Bergen Indiens.
Eine ganz neue Seite eroeffnete sich fuer uns und die Zeit in der Natur wirkte sehr beruhigend.
Etwas Abstand vom lauten Verkehr, den Hupen und den vielen fotoliebenden Menschen gab uns neue Kraft fuer die weitere Reise.
Am Abend hat die ganze Gruppe lange zusammengesessen und die letzten Tage reflektiert, Werwolf gespielt (gefuelt die 1000 Runde) und Chai getrunken.
Der letzte Morgen in Kumily war mit Packen, bzw. dem Versuch die neu erworbene Gewuerze noch zum restlichen Gepaeck zu stopfen und Proviant einkaufen gefuellt, denn die Busfahrt zurueck nach Kottayam stand an.
Das nachste Highlight: Die Backwaters!
Aufgrund eines hinduistischen Feiertages waren wir gezwungen die Faehre zu nehmen und auf unser Privatboot zu verzichten, was fuer uns grade so zu verkraften war.
So mussten wir ca. zwei Stunden im Nirgendwo auf die Abfahrt warten.
Die Zeit liess sich allerdings ausgezeichnet gut zum Kokosnuss-vom-Baum-werfen (weniger erflogreich), Hennatattoos-malen (darunter wilde Kreationen wie Einhoerner, Punk-Rock-Schriftzuege und Anker) und, wie koennte es anders sein: Chai trinken, nutzen.
In der reinen Natur beobachteten wir ein paar Menschen aus den Doerfchen am Rande der Backwaters. Wir konnten ein sehr laendliches und urspruengliches Indien entdecken.
Am Anfang unserer Fahrt war das Wasser komplett von Pflanzen bedeckt, sodass wir zuerst Angst hatten stecken zu bleiben. Doch nach 4 Stunden unbeschreiblichem Ausblick und Sonnenuntergang im Wasser kamen wir in Allepy an. Agonda Beach war unser naechstes Ziel.
Dieses erreichten wir nach der 12stuendigen Nachtzugfahrt, bei der wir den ungewohnten Luxus eines eigenen (!) Bettes in Anspruch nehmen durften und so ein wenig Schlaf bekamen.
Morgens wurden wir von einem lauten "Chai Chai" geweckt.
Der erste Eindruck von Agonda nach der Ankunft sorgte fuer pure Begeisterung: ein traumhaft schoener Strand mit weissem Sand, tuerkisblauem Wasser, einfachen und tollen Huetten direkt am Meer fuer die naechsten beiden Naechte. Ist das nicht das Paradies?
Wir sind sofort ins kuehle Wasser gestuermt, haben uns im Strandrestaurant kalte Getraenke und den ersten der unzaehligen Banana-Chocolate-Pancakes gegoennt und die Stimmung erreichte ihr Maximum.
Allerdings wurde auf den zweiten Blick klar, dass jeder noch so schoene Schein truegen kann und Agonda vielleicht doch nicht das Paradies ist.
Wie Sarah, die FSJlerin aus Cowdalli uns bereits sagte, ist Goa (Agonda) nicht das wirkliche Indien...
Tatsaechlich haetten wir auch in Spanien sein koennen.
Durch die vielen Touristen wirkte Agonda sehr westlich. Die Musik, die Menschen und auch der Ort waren viel sauberer und gepflegter als bisher gewohnt.
Viele von uns hatten den Eindruck in einer Parallelwelt gelandet zu sein. Es war interessant auch diese ganz andere Seite von Indien zu sehen.
Im Hotel waren alle super nett, besonders den kleinen Babyhund Jackson schlossen wir alle in unser Herz.
Jeder konnte am entspannten Tag seinen Interessen nachgehen, vom Lesen ueber Joggen am Strand bis hin zu Baden bei Sonnenuntergang. Ein Traum!
Am zweiten Abend haben die Kellner unseres Hotels sogar eine kleine Party fuer uns veranstaltet. Bei Lagerfeuer uns Musik konnten wir alle Sorgen hinter uns lassen. Wir haben alle zusammen getanzt und hatten viel Spass.
Letztendlich hatten alle eine tolle und entspannte Zeit in Agonda, das wirklich traumhaft schoen ist.

Nach dem kontrastreichen Programm der letzten Tage sitzen wir nun in Badami im Internetcafe, um euch auf dem Laufenden zu halten.
Bis bald, viele liebe Gruesse, und mit voller Vorfreude auf die restlichen Tage in Indien..
Cinja, Louisa und der Rest der Indienreisegruppe

Mittwoch, 1. April 2015

AVG goes India!: Das Schulgelaende der St. Anthony's School

Hallo liebe Indienfans zu unserem vierten Blogeintrag :
Nachdem wir voller schoener Eindruecke aus Cowdalli aufgebrochen sind, kamen wir nach etwa 4 Stunden Zugfahrt abends um 9 Uhr in Madurai an. Wir mussten alle feststellen, dass uns Zugfahren wesentlich besser gefaellt als Busfahren, weil es wesentlich entspannter ist und nicht alle zwei Sekunden gehupt werden muss, um sich anzukuendigen. Nach einem kurzen Fussmarsch sind wir dann muede in unserem Hotel angekommen, von dessen Dachterasse man einen tollen Blick auf die riesige Tempelanlage geniessen konnte. Einige waren noch fit genug, um Essen zu gehen und der Rest ist im Hotel geblieben um sich auszuruhen und zu duschen aber auch noch um kurz die Gegend zu erkunden, was uns ein unvergessliches Erlebnis bescherte: Wir gingen ahnungslos eine Strasse entlang und uns kam halt eine Kuh entgegen. Eigentlich dachten wir immer, diese Kuehe mit ihren lieblichen grossen braunen Augen waeren total ruhig und friedlich und wuerden kaum einer Fliege etwas zu Leide tun, aber der unschuldige Schein truegte. Ploetzlich fing dieses Tier an, richtig Gas zu geben und voll in unsere Richtung zu preschen. Wir haben uns dann in volller Panik hinter irgendwelche Autos gerettet, moeglichst weit weg von der cholerischen Kuh. Noch 10 Minuten danach hatten wir schlottertige Knie aber wir mussten auch total lachen weil die Situation im Nachhinein echt witzig war und uns auch alle Inder auf der Strasse total ausgelacht haben. Das war ein Erlebnis, das wir immer mit unserem ersten Tag in Madurai in Verbindung bringen werden...
Am naechsten Tag haben wir uns alle morgens getroffen, um zum Schneidermarkt zu gehen, fuer den Madurai bekannt ist. Der Markt war relativ gross und aufgebaut wie ein Rechteck, man konnte sich also nicht verlaufen. Auf der einen Seite gab es nur so Krimskrams und billigen Glitzerschmuck, aber auf der anderen Seite gab es total viele schoene Stoffstaende, wo man sich Kleidung naehen lassen konnte, was die meisten auch ausnutzten. Ausserdem gab es viel Schmuck und vor allem Schals, also alles was das Shopperherz begehrt. Wir haben erste Erfahrungen mit dem Handeln gemacht,manche wurden richtig abgezogen, worueber sie sich auch am Ende ein bisschen geaergert haben und manche haben ihr unentdecktes Haendlergen kennengelernt, wobei wir am Ende wahrscheinlich trotzdem alle zu viel bezahlt haben, weil die Haendler, wenn sie uns schon sehen, wissen, dass wir keine Ahnung vom eigentlichen Preis haben, was sie natuerlich ausnutzen. Nichtsdestotrotz haben wir uns alle ziemlich eingedeckt mit allerlei Zeug fuer umgerechnet relativ wenig Geld.
Nachmittags waren wir dann noch in dem Tempel, der sehr gross und eindrucksvoll war, aber auch sehr touristisch, es gab echt viele Souvenirshops und sogar Essensstaende, obwohl man einen Tempel eher mit Ruhe und Besinnlichkeit in Verbindung bringen wuerde. Der Tempel ist der Goettin Meenakshi gewidmet ist, was aber nicht heisst, dass nur sie dort verehrt wird. Es gibt naemlich viele verschiedene Gottheiten in dem Tempel, in Form von Steinfiguren, die entweder hinter Gittern in Schreinen sassen, oder in den schwarzen Steinssaeulen des Tempels integriert waren, aber immer waren sie geschmueckt mit Blumen und es standen Opfergaben in Form von Speisen bereit. Die Goetter an den Saeulen trugen sogar manchmal Saris und wurden mit Butter eingeschmiert, wahrscheinlich auch ein Zeichen von Reinheit. Zu dem heiligsten Teil des Tempels, dem Raum von Meenakshi, hatten wir als Nicht-Hindus leider keinen Zutritt, was man aber auch verstehen kann, damit die Glaeubigen wenigstens beim Beten ein bisschen Ruhe vor den ganzen Touristen haben. Dafuer haben wir den heiligen Tempelelefanten gesehen, von dessen Groesse wir beeindruckt und fasziniert waren. Vielen hat er aber auch Leid getan, weil er angekettet war und auch nicht besonders gluecklich aussah; einige liessen sich aber trotzdem von ihm segnen. Insgesamt war der Tempelbesuch aber sehr schoen und es ist irgendwie sueuss zu sehen, wie sehr die Inder ihre Goetter lieben und sich um sie kuemmern, fast schon so wie die Barbies ,mit denen man frueher gespielt hat, werden die Goetter morgens aufgeweckt, gefuettert, zum Mittagsschlaf wieder schlafengelegt und abends schliesslich wieder mit Musik ins Bett gebracht.


Den 2. Tag in Madurai gestalteten wir aehnlich wie den ersten:
Wir gingen erneut auf den Stoffmarkt. Dabei genossen wir jedoch
erheblichen Preisnachlass, da die Haendler uns bereits kannten und die
Massen, die wir am Tag zuvor bereits erstanden hatten. Insbesndere der
Tuch-Verkaeufer freute sich, wenn unsere Weger wieder seinen Styand
kreuzten. Er konnte sein breites Grionsen nicht mehr vom Gesicht
wischen, da wir geschaetzt 100 Tuecher bei ihm gekauft hatten und er mit
uns womoeglich das Geschaeft seines Lebens gemacht hatte. Dies zeigte
er uns mit kleinen Schluesselanhaengern als Dankesgeschenk.
Der
einzig offizielle Termin an diesem Tag war das Gandhi-Museum, zu dem
wir mit den allseits beliebten Rikschas fuhren. Auf zahlreichen Tafeln
erhielt man ausreichend Information ueber die britische Kolonialzeit ab
1495, die an Grausamkeit kaum mehr zu uebertreffen war. Dieser Meinung
war auch Frau Kauffmann, die mit entsetztem Gesichtsausdruck und
kopfschuettelnd von Tafel zu Tafel ging. So erfuhren wir, dass Gandhi
nicht der erste Freiheitskaempfer Indiens war, sondern sich mehrere
Philosophen zu Zeiten der "Indischen Renaissance" offener mit westlichem
Gedankengut beschafften und laut ihre Missgunst gegenueber der
britischen Krone kundtaten. Gandhi ist jedoch der wohl bekannteste
dieser Freiheitskaempfer, vor allem durch seine Art, wie er gegen die
Regierung vorging. Zunaechst kleidete er sich wie die einfache
Bevoelkerung und lebte unter ihnen. Von ihnen bekam er auch den Namen
"Mahatma" und viel Anerkennung, ausserdem Popularitaet. Ebenso ist
anzufuehren, wie er der indischen Bevoelkerung demonstrierte, dass die
Methode, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, nicht die beste ist, um
sein Land in die Freiheit zu fuehren. So hatte die britische Krone keine
Rechtfertigung, Gandhi bei seinem gewaltlosen Widerstand anzugreifen,
wie beispielsweise bei seiner Salzwanderung, bei der sich tausende der
Zivilbevoelkerung anschlossen.
Durch seine Beliebtheit und
Bekanntheit in ganz Indien, sprach er sich zu Beginn des 2. Weltkrieges
in Europa nicht dafuer aus, dass die Inder an der Seite der Briten gegen
Deutschland kaempften, da er der Meinung war, dass die Briten nicht von
den Indern verlangen konnten, fuer die Freiheit eines anderen Volkes zu
kaempfen, wenn sie selbst nicht frei waren. Aufgrund dessen versprach
die britische Krone den Indern die Unabhaengigkeit, wenn sie
mitkaempften, welche sie 1947 auch schliesslich bekamen.

Unseren letzten Tag in Madurai haben wir morgens mit Fruehstueck und packen verbracht, um dann um 3 Uhr nachmittags vom Bahnhof aus aufzubrechen.Aufgrund von Herrn Wintersingers Wunsch, an den suedlichsten
Punkt Indiens zu fahren, machten wir uns sonntagnachmittags auf den Weg
nach Kanyakumari.  Dort angekommen bemerkten wir sofort die hoehere
Luftfeuchtigkeit, welche uns die Nacht unertraeglich machte. Dieses
Malheur wurde am naechsten Tag jedoch von dem atemberaubenden Meer
wettgemacht. Einen Tempel besuchten wir ebenfalls, in dem die Maenner
und Jungs ihre Oberkoerper entbloessen mussten, um den Eintritt gewaehrt
zu bekommen. Anschliessend fuhren wsir mit einer Faehre zu einem Tempel
auf einem Felsen, bei dem jedoch jeder seine Klamotten an sich behalten
durfte. Aufgrund der starken Sonneneinstrahlung verbrannten wir uns die
nackten Fusssohlen auf dem heissen Stein und zogen uns erhebliche
Sonnenbraende zu.
Abends bewunderten wir den Sonnenuntergang
am Meer von einem Aussichtsturm aus. Durch das Erscheinen vereinzelter
Wolken, war der Blick auf die Sonne jedoch leider eingeschraenkt.
Trotzdem waren wir in der Lage, den Mond und die Sonne zur selben Zeit
am Himmelszelt stehend zu sehen.
Daraufhin folgte die
ungemuetlichst Nacht der Reise; wir naechtigten am Bahnhof von
Kanyakumari. Streunende Hunde, Mueckenstiche und die feuchte Hitze
machtern es uns schier unmoeglich, Schlaf zu bekommen.